IS-LM-Z-Modell einer Währungsunion

IS-LM-Z-Modell einer Währungsunion
makroökonomisches Totalmodell einer  Währungsunion (Zusammenschluss von Ländern, die in ihrer Gesamtheit einen einheitlichen Währungsraum bilden). Diese besteht im einfachsten Fall aus zwei Mitgliedsländern U1 und U2, die eine Einheitswährung (wie z.B. den Euro), eine gemeinsame Zentralbank (wie z.B. die Europäische Zentralbank) und gegenüber dem Rest der Welt einen gemeinsamen flexiblen Wechselkurs (in Mengennotierung) aufweist. Kurzfristig kann von einem vollkommen elastischen Güterangebot in den Unionsländern ausgegangen werden. Wird eine in ihrer Gesamtheit kleine offene Währungsunion betrachtet, so besteht das Gesamtmodell entsprechend dem IS-LM-Z-Modell ( Totalmodelle offener Volkswirtschaften, Nachfrageseite) für eine kleine offene Volkswirtschaft aus je einer Gütermarktgleichung (IS-Gleichung) für die Länder U1 und U2, einer gemeinsamen Geldmarktgleichung (LM-Gleichung) und der Bedingung für die ungedeckte  Zinsparität. In den IS-Gleichungen ist dabei zwischen dem innergemeinschaftlichen Handelsbilanzsaldo H und dem Handelsbilanzsaldo B gegenüber dem Rest der Welt zu unterscheiden. Die Summe dieser beiden bilateralen Salden bildet dann den gesamten Außenbeitrag des jeweiligen Unionslandes. Das IS-LM-Z-Modell für eine kleine Währungsunion besteht aus den folgenden Gleichungen:Y1 = C1(Y1) + I1(i1) + G1 + H(Y1, Y2) + B1(Y1, Y*, E)bzw.Y2 = C2(Y2) + I2(i2) + G2 – H(Y1, Y2) + B2(Y2, Y*, E)sowieM = L1 (Y1, i1) + L2(Y2, i2),mit i1 = i2 = i*. Die erste Gleichung charakterisiert die IS-Gleichung des Landes U1. Die mit dem Index 1 gekennzeichneten Variablen beziehen sich dabei auf dieses Land. Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage des Unionslandes U1 setzt sich aus dem einkommensabhängigen privaten Konsum C1, der zinsabhängigen privaten Investition I1, den Staatsausgaben für Güter und Dienste G1 und den bilateralen Handelsbilanzsalden H und B1 zwischen den Unionsländern U1 und U2 bzw. zwischen U1 und dem großen Ausland zusammen. Eine Steigerung des Einkommens Y1 verschlechtert die Handelsbilanzsalden H und B1, da dadurch die Importe steigen, während eine Zunahme des Einkommens im Partnerland Y2 bzw. im großen Ausland Y* über die Steigerung der Güterexporte zu einer Verbesserung von H bzw. B1 führt. Der Handelsbilanzsaldo gegenüber dem großen Ausland hängt außerdem vom flexiblen Wechselkurs E ab, welcher – wie in der Europäischen Währungsunion üblich – in Mengennotierung angegeben wird; demzufolge bedeutet eine Steigerung von E eine Aufwertung der Einheitswährung, was wiederum im Normalfall mit einer Verschlechterung des bilateralen Außenbeitrags B1 verbunden ist. Für das Land U2 gilt eine analoge IS-Gleichung; der innergemeinschaftliche bilaterale Handelsbilanzsaldo stimmt dabei bis auf das Vorzeichen mit dem des Partnerlandes U1 überein. In der gemeinsamen Geldmarktgleichung bezeichnet M das exogen vorgegebene Gesamtgeldangebot der Union, dem die einkommens- und zinsabhängige Geldnachfrage der beiden Länder gegenübersteht. Wird von vollkommener Kapitalmobilität ausgegangen, stimmen die Zinssätze i1 und i2 in der Union überein und sind gleichzeitig mit dem exogen vorgegebenen Auslandszinssatz i* identisch. Abbildung „IS-LM-Z-Modell einer Währungsunion“ zeigt die graphische Darstellung des IS-LM-Z-Modells für eine kleine Währungsunion in einem Y1-Y2-Diagramm und außerdem die wichtigsten Lageparameter der IS1-, IS2- und LM-Kurve.
Anhand dieses Fixpreismodells lassen sich die Wirkungen, die von stabilisierungspolitischen Maßnahmen auf die Länder der Union ausgehen, analysieren ( Stabilisierungspolitik in einer Währungsunion).

Lexikon der Economics. 2013.

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